Die Bücher meiner Kindheit repräsentieren ein christlich-westliches Weltbild par excellence:
Cilly Schmitt-Teichmann / Charly Greifoner: Die Struwwelliese
Ich bekam das Buch zur Einschulung. Kurze Zeit später konnte ich es auswendig. Es handelt von einem kleinen Mädchen; sie tat allerlei Dinge, die sie nicht tun sollte, und die Dinge, die sie tun sollte, tat sie nicht. Am Ende wird sie von einem Auto angefahren, als sie beim Lesen eines Buches die Straße überquerte. Mit einem gebrochenen Bein ist sie von da an – geläutert – ein braves Mädchen. Zum Glück nimmt der moralische Läuterungsteil im Buch nur einen kleinen Teil ein! Dieses verlotterte, ungezogene, freie Mädchen ist einfach wunderbar!!
Louise Fatio-Duvoisin: Das große Buch vom Glücklichen Löwen
Ein rühriges Bilderbuch über einen Zoo-Löwen, der sein Glück sucht und dabei viele Abenteuer erlebt. Die Bilder und die Geschichten sind einfach süß.
Astrid Lindgren: Nils Karlsson-Däumling
Die Geschichte eines einsamen Jungen, der sich mit einem Däumling anfreundet, der die Mäusewohnung in der Wand seines Zimmers gemietet hat. Eine zarte Freundschaft entsteht.
David Henry Wilson: Ashmadi
Aschenputtel aus Sicht der Ratte Robert, der – als Einzelgänger und nachdenklicher Charakter – zum Kutscher für Aschenputtels Kutsche verwandelt wird. Bei der Rückverwandlung bleibt Robert die menschliche Sprache erhalten und er erlebt viele Abenteuer.
Mark Twain: Die Abenteuer des Huckleberry Finn
Huckleberry Finn war mir immer viel sympathischer als Tom Sawyer, er lebte so frei und authentisch.
Karl May: Durch die Wüste
“Durch die Wüste” steht exemplarisch für all die Bücher von Karl May. Karl May-Bücher waren die größte Leseleidenschaft meiner Kindheit. Bei meinen Altersgenossen war das total “out”. Meine Vater gab mir den ersten Band. Die ersten Leseversuche scheiterten, denn die ersten 40 Seiten von “Durch die Wüste” gehen über irgendetwas zum Einschlafen Langweiliges wie die Beschreibung von Hadschi Halef Omars Bart und Ahnenreihe oder so. Doch dann… Ich las sie immer und immer wieder, nächtelang mit Kerze und verstopftem Schlüsselloch und Türspalt, damit es meine Eltern nicht merkten. Sie merkten es aber trotzdem manchmal! Ich frage mich heute noch wie.
Edward Bulwer-Lytton: Die letzten Tage von Pompeji
Auch ein Buch, das ich von meinem Vater habe. Eine tolle Abenteuer- und Liebesgeschichte, in der es auch um frühes Christentum geht, zur Zeit des Ausbruchs des Vesuvs 79 n. Chr.
Erich Maria Remarque: Die Nacht von Lissabon
Ein weiteres Buch meines Vaters. Ich las einen ganzen Haufen Bücher von Remarque, aber dieses war mein Lieblingsbuch. Es spielt in einer einzigen Nacht 1942 in Lissabon, wo einem verzweifelten Flüchtenden Schiffskarten nach Amerika angeboten werden. Der einzige Preis hierfür ist es, die Geschichte des Mannes, der ihm die Tickets anbietet, anzuhören – über dessen eigenen Weg bis zu jenem Abend in Lissabon.
Irina Korschunow: Die Sache mit Christoph
Ein Jugendbuch über einen jungen Außenseiter, der sich umbringt – soweit ich mich an die Geschichte erinnere.